Freiheit die wir meinen
2012
In der Erklärung „Freiheit, die wir meinen“ hat Friedrich Schorlemmer neben weiteren zehn namhaften Vertretern der kirchlichen Opposition in der DDR Stellung zur Präsidentschaftskandidatur Gaucks bezogen. Mit Weltnetz.tv-Redakteur Harald Neuber sprach er über dessen Umgang mit den Stasiakten, seine Rolle in der DDR und den Freiheitsbegriff des Rechtskonservativen.
Der „Glanz des Unpolitischen“, von dem der Präsidentschaftskandidat umgeben ist, verdeckt, dass er in den vergangenen Jahren eminent politisch gewirkt habe, so Schorlemmer. Gaucks Funktion als Leiter der Stasiunterlagenbehörde und sein Umgang mit den Stasiakten sei „sehr politisch“ gewesen. So seien Menschen wie die Schriftstellerin Christa Wolf, die für viele Ostdeutsche eine Identifikationsfigur gewesen ist, als inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit regelrecht stigmatisiert worden. Versöhnung hätte bei Gauck nicht auf der Agenda gestanden.
Schorlemmer rückt außerdem das Bild des „diktaturerfahrenen Bürgerrechtlers“ zurecht. Gauck sei in der DDR vor allem als Diplomat, denn als offener Kämpfer für die Freiheit aufgefallen. Im Gegensatz zu anderen Bürgerrechtlern habe sich der evangelische Pfarrer nicht an kritischen Thesen oder der Vorbereitung öffentlicher Aktionen beteiligt. Kritische Wirkkraft Gaucks sei nicht über den Bereich seiner Kirchengemeinde hinausgegangen.
Im Gespräch mit weltnetz.tv kritisiert Schorlemmer zudem Gaucks individualistischen Freiheitsbegriff. Er verstünde Freiheit vor allem als Ausdruck für kämpferischen Antikommunismus. Freiheit müsse aber, so Friedrich Schorlemmer, sozial konturiert sein.